Teil-, Voll- oder Überauszug bei Teleskopschienen? Was es mit dem Aus- und Einzug auf sich hat

Erfahren Sie im ersten Teil unserer Miniserie zum Thema Teleskopschienen, was es mit Teil-, Voll- und Überauszug von Teleskopschienen auf sich hat, wann welcher Auszug besonders nützlich ist und was es für Lösungen für den Einzug der Schienen gibt.

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Telekopschienen sind echte Multitalente und bewegen so einiges in der Industrie, bei Möbeln und in vielen anderen Branchen. Damit sie allerdings ihre Vorzüge auch voll entfalten können, gibt es bei der Wahl der richtigen Schiene einiges zu beachten.

Im Sortiment unseres Partners Accuride finden Sie für so ziemlich jede Anwendung die passende Lösung. Als Leitfaden bei der Auswahl zeigen wir Ihnen in dieser Miniserie genau, was hinter den wichtigsten Funktionen von Teleskopschienen steckt.

In diesem ersten Teil widmen wir uns den verschiedenen Auszugslängen der Schienen, im zweite Teil erklären wir die wichtigsten Grundlagen, die Sie rund um den Lastwert der Schienen wissen müssen und im letzten Teil stellen wir die verschiedenen Möglichkeiten zur Verriegelung und Rastung der Schienen vor. Nach dieser Lektüre sind Sie ein richtiger Teleskopschienenprofi ;-).

 

Auszug an Lüfterschublade

Auszugsschienen an einer Lüfterschublade

Wo genau liegt eigentlich der Unterschied zwischen einer Teleskopschiene und einer Linearführung?

Hinter dem Begriff Teleskopschiene verbirgt sich genau das, was der Name schon vermuten lässt. Das bewegliche Teil der Schiene lässt sich teleskopartig über die Länge der Schiene ausziehen. Je nach Auszugsart kann das bewegliche Teil nicht nur bis zur eigentlichen Schienenlänge, sondern im Fall von Teleskopschienen mit Überauszug auch darüber hinaus ausgezogen werden.

Im Gegensatz dazu bewegt sich das bewegliche Element – der Wagen – bei Linearführungen innerhalb des festen und verschraubten Schienenelements.

Soll nun eine Teleskopschiene verbaut werden, ist zunächst zu entscheiden, wie weit die Schublade oder eben das, was herausgezogen wird, ausziehbar sein soll.

Wie weit soll sich die Teleskopschiene ausziehen lassen?

Die Entscheidung dafür, wie weit sich die Teleskopschiene ausziehen lässt, hängt ganz davon ab, wie zugänglich die Schublade oder das auszuziehende Element am Ende sein soll.

Elektronikkühlung im Gehäuse über 3 parallel Lüfter

Wenn es auf jeden Zentimeter Auszug ankommt: Teleskopschienen mit Voll- oder Überauszug einsetzen (Bild: Accuride)

Teilauszug (75 %)

Beim Teilauszug bleibt ein Drittel der Schublade im Schrank oder Korpus „stecken“. So ein Auszugssystem eignet sich, wenn kein Zugriff auf das gesamte auszuziehende Element notwendig ist oder auch dann, wenn es nicht viel Platz zum Ausziehen der Schublade gibt.

Vollauszug (100 %)

Das bewegliche Element lässt sich beim Vollauszug komplett herausziehen. Der komplette Schubladeninhalt oder das ganze Rack ist so leicht zugänglich.

Überauszug (100 % +)

Es gibt aber auch Anwendungsfälle, bei denen ein Vollauszug nicht ausreicht. Beispielsweise, wenn direkt über dem Auszug ein Element platziert ist oder der Korpus selbst etwas übersteht. Dann lässt sich trotz Vollauszug nicht die ganze Schublade erreichen. Hier kommen nun Teleskopschienen mit Überauszug ins Spiel. Sie lassen sich etwas über die eigentliche Teleskopschienenlänge ausziehen.

Zweiwege-Vollauszug-Schiene

In puncto Zugänglichkeit und Flexibilität ist ein Zweiwege-Vollauszug seinen Vorgängern weit überlegen, schließlich lässt er sich in beide Richtungen komplett ausziehen. Wird ein nicht ganz so großer Auszug benötigt, gibt es auch hier Teilauszüge.

Was bedeuten die verschiedenen Auszugsarten für die Konstruktion und das Gewicht der Schiene?

Mit nur einem Blick lässt es sich ganz schnell erkennen, um welchen Auszug es sich handelt. Ist in der Teleskopschiene neben dem äußeren und inneren Schienenelement ein weiteres Zwischenelement verbaut, handelt es sich um Teleskopschienen mit Voll- oder Überauszug. Teleskopschienen mit Teilauszug benötigen im Normalfall also etwas weniger Platz in der Tiefe und sind ein bisschen leichter.

Gehäuse mit gegenüberliegenden Lüftungslöchern zur Entwärmung

Ganz leicht zu erkennen: Bei der Teleskopschiene mit drei Schienenelementen (oben) handelt es sich um einen Voll- oder Überauszug, bei zwei Elementen um einen Teilauszug (unten) (Bild: Accuride)

Wie soll sich die Teleskopschiene öffnen lassen?

Am liebsten ganz einfach – mit einem sanften Druck auf die Frontseite?

Die sogenannte Push-to-open-Mechanik eignet sich besonders, wenn Griffe oder Knöpfe an den Schubladen nicht zum cleanen und minimalistischen optischen Auftritt des „Drumherums“ passen. In vielen modernen Küchenschubladen sind beispielsweise solche Teleskopschienen mit Push-to-open-Mechanik verbaut sind.

Diese Funktion kann aber noch mehr als nur minimalistisch aussehen. Nutzer mit einer eingeschränkten Sehfähigkeit oder Motorik können Schubladen mit Push-to-open-Mechnanik sehr leicht öffnen und müssen nicht mit Griffen oder Knöpfen hantieren. Fehlen an einer Schublade Griffe und Knöpfe besteht außerdem weniger Anstoßgefahr.

Dank Push-to-open lässt sich diese Teleskopschiene besonders einfach ausziehen

Daneben verhindert eine glatte Oberfläche, dass sich Schmutz und Keime auf den Griffen absetzen. Anwendungssituationen mit hohen hygienischen Anforderungen profitieren daher ebenfalls von leicht zu reinigenden, grifflosen Schubladenfronten. Sanft drücken und schon öffnen sich Schubladen dank Teleskopschienen mit eingebauter Push-to-open-Mechanik knapp 10 cm weit.

Nachdem wir nun die Schubladen in gewünschter Weite entweder an einem Griff oder auch nur mit ein bisschen Druck gegen die Front aus dem Schrank gezogen haben, sollen sie ja auch irgendwann wieder rein und vor allem auch drinbleiben. Weiter geht es also mit den verschiedenen Einzugsvarianten

Welche Einzugsvarianten gibt es bei Teleskopschienen?

Treten wir gedanklich mal wieder vor eine Küchenschublade, denn hier ist schon weit verbreitet, was auch in der Industrie bei immer mehr Anwendungen eingesetzt wird: Das sanfte und geräuschlose Einziehen der letzten Schubladenzentimeter, beinahe wie von Geisterhand.

Tatsächlich hat das natürlich wenig mit Magie und viel mit Mechanik zu tun. Bei Teleskopschienen mit Selbsteinzug werden beim Schließen mithilfe einer Federmechanik die letzten Zentimeter der Schublade mechanisch eingezogen. Allerdings ist bei diesen Schienen keine Dämpfung verbaut. Wird die Schublade mit (zu) viel Schwung geschlossen gibt es einen lauten Schlag und der Inhalt kann durcheinanderfliegen.

Auch beim Öffnen der Schublade machen sich die Federn der Mechanik bemerkbar, da erst einmal ein kleiner Widerstand überwunden überwunden werden muss. Das sorgt allerdings auch dafür, dass die Schublade tatsächlich geschlossen bleibt. Keine Sorge, wir sprechen nicht davon, dass an den Schubladen gezerrt werden muss. Der Feder-Widerstand ist beim Öffnen nur wenig spürbar.

Natürlich gibt es auch Lösungen für Fälle, bei denen es darauf ankommt, dass eine Schublade besonders sanft und leise geschlossen werden kann. Teleskopschienen, bei denen ein Selbsteinzug mit Dämpfung verbaut ist, haben einen Federmechanismus und ein zusätzliches Dämpfungselement im hinteren Schienenteil. Diese Dämpfung sorgt für ein besonders langsames und ruhiges Schließen der Schublade. Zuschlagen unmöglich!

Lüftereinschub mit drei Lüftern zur Elektronikkühlung

Oben: Accuride 3832SC Teleskopschiene mit Selbsteinzug; Unten: Accuride 3832EC Teleskopschiene mit gedämpften Auszug (Bild: Accuride)

Was sind typische Anwendungsbereiche der verschiedenen Einzugsvarianten?

Typischerweise finden sich Schienen mit Dämpfung in Anwendungen, bei denen das Innere der Schublade vor einem Anschlagen beim Einziehen der Schublade geschützt werden soll (zum Beispiel empfindliche Labortechnik). Auch wenn man in der Küche herumwirbelt, ist die Einklemmgefahr geringer, wenn sich die Schubladen langsam Einziehen.

Im Gegensatz dazu kommen Teleskopschienen mit Selbsteinzug in kleinen Anwendungen zum Einsatz, da der platzsparende Federmechanismus ohne zusätzlichen Dämpfer in besonders kurzen Schienen verbaut werden kann. Extraleistung braucht schließlich auch etwas Platz.

Im Falle des Easy-Close-Mechanismus werden circa 10 cm im hinteren Schienenprofil benötigt. Folglich stehen für Kugelkäfige, das mittlere Schienenelement und die Befestigungspunkte weniger Platz zur Verfügung und das wirkt sich auf den Lastwert der Schiene aus.

Klingt kompliziert?

Ist aber eigentlich ganz einfach. Damit eine Teleskopschiene sich leicht ein- und ausziehen lässt und auch ordentlich Gewicht tragen kann, ist die Anzahl der Kugellager und die Schienenlänge entscheidend. Werden mehr Kugellager verbaut, ist die Schiene belastbarer.

Ist ein langsames und geräuschloses Schließen nicht notwendig, können als Basislösung ganz einfach die günstigeren Schienen mit Selbsteinzug verwendet werden.

Ihr Ansprechpartner für Teleskopschienen

Egal ob sie nun auf der Suche nach einer passenden Teleskopschiene für ihr Projekt sind, an der Planung des ganzen Gehäuses für Ihre Anwendung interessiert sind oder bereits genau wissen, welche Accuride Teleskopschiene Sie bestellen möchten, melden Sie sich doch einfach bei uns.

Schreiben Sie uns eine E-Mail an vertrieb@merath.com oder rufen Sie uns an +49-7151-95930-0 und wir sorgen für einen reibungslosen Lauf ihrer Dinge!

PS: Im nächsten Teil unserer Miniserie erklären wir, was es mit dem Lastwert der Teleskopschienen auf sich hat und wie sich auch die Schwergewichte unter den Anwendungen mühelos bewegen lassen.

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About the Author: Jana
Jana liebt es, die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. In ihren Beiträgen geht sie daher nicht nur allerlei Fragen rund um die Metallverarbeitung nach, sondern ist auch stets auf der Suche nach dem passenden Bild, um auch die unscheinbaren aber wichtigen Dinge ins Rampenlicht zu rücken. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung in Wissenschaft und Industrie erklärt sie komplexe Sachverhalte leicht verständlich.
Von Published On: März 2nd, 2021Kategorien: WissenSchlagwörter: